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Gesundheitliche Ungleichheit
Wie schätzen die Menschen in Deutschland ihren allgemeinen Gesundheitszustand ein? Eine Untersuchung von Daten der Studie „Leben in Deutschland“ aus den vergangenen 20 Jahren zeigt: Menschen mit niedrigerem Einkommen geben häufiger an, einen weniger guten oder schlechten Gesundheitszustand zu haben. Forschende sehen hierin eine wachsende gesundheitliche Ungleichheit: Sozial schlechter gestellte Menschen haben geringere Chancen, eine gute Gesundheit zu erlangen und zu bewahren. Ebenso ist ihr Risiko höher, an Krankheiten zu leiden oder frühzeitig zu versterben.
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Hohe Ungleichheit trotz steigender Löhne
Gerade einmal 10 Prozent der Haushalte in Deutschland verfügen über 56 Prozent des Vermögens. Damit schneidet Deutschland im europäischen Vergleich in puncto Ungleichheit schlecht ab. Die durchschnittlichen Haushaltsnettovermögen sind zwischen 2011 und 2021 zwar real um 39 Prozent gestiegen. Doch vor allem Schenkungen und Erbschaften sorgen über Generationen hinweg für eine ungleiche Vermögensverteilung.
Auch die positive Einkommensentwicklung der vergangenen Jahre hat das Armutsrisiko der Bevölkerung nicht senken können. Im Jahr 2022 lebten etwa 15 Prozent der Haushalte unterhalb der Armutsrisikoschwelle (Ein-Personen-Haushalt: 1.200 Euro Haushaltsnettoeinkommen pro Monat, Zwei-Personen-Haushalt mit Kind: 2.160 Euro). Besorgniserregend sind auch die Ergebnisse zur Altersarmut: In Ostdeutschland zum Beispiel ist jede*r Vierte im Alter von 60 bis 79 Jahren von Armut bedroht.Weitere Informationen
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Mehr Homeoffice als vor der Pandemie
Wie weit ist Homeoffice in Deutschland verbreitet? Dies untersuchten Forschende auf Basis von Daten der Studie „Leben in Deutschland“. Vor der Corona-Pandemie wurde die Homeoffice-Option in Deutschland deutlich seltener genutzt als im Ausland. Inzwischen ist das Arbeiten von zuhause etabliert – jedoch nicht in allen Branchen und über alle sozioökonomischen Faktoren hinweg.
Auch nach dem Wegfall der Homeoffice-Pflicht, im März 2022, arbeiten noch knapp 23 Prozent der Arbeitnehmenden einmal oder mehrmals pro Woche von zuhause. Besonders in der Finanzbranche, bei freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen, im Grundstückwesen, in der öffentlichen Verwaltung und im Bereich Information und Kommunikation sind starke Zuwächse beim Homeoffice zu beobachten. In kleineren Unternehmen bis 100 Mitarbeitenden ist die Homeoffice-Nutzung im Vergleich zu vor der Pandemie schwächer angestiegen als bei größeren Unternehmen (10 vs. 30 Prozent).
Je höher die Qualifikation und das Einkommen, desto häufiger arbeiten die Menschen im Homeoffice. Paare und Alleinstehende nutzen die Möglichkeit der Arbeit von zuhause sehr häufig, Menschen mit Kindern am häufigsten. Auffällig ist, dass im Homeoffice arbeitende Menschen im Schnitt sowohl mehr wöchentliche Arbeitsstunden als auch eine höhere Zufriedenheit berichten – in Bezug auf ihre Arbeit, ihr Einkommen und auch ihre allgemeine Lebenssituation.
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Rheinische Post: Weniger Beschäftigte arbeiten nach Corona ausschließlich im Homeoffice.
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Einkommensstarke Haushalte stoßen mehr CO2 aus
Forschende haben auf Basis der Studiendaten der Studie „Leben in Deutschland“ den jährlichen Ausstoß von Kohlenstoffdioxid (CO2) pro Kopf in Deutschland berechnet, und zwar speziell für die Bereiche Wohnen, Ernährung und Mobilität. Zusammengenommen belaufen sie sich auf 6,5 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr und damit mehr als doppelt so viel, wie laut Umweltbundesamt klimaverträglich wäre (nämlich eine bis drei Tonnen pro Person).
Auffällig ist, dass die Emissionen mit der Einkommenshöhe ansteigen. Dies liegt vor allem an der höheren Mobilität einkommensstarker Haushalte. Besonders Flüge fallen dabei ins Gewicht: Beispielsweise verursacht ein innereuropäischer Flug bereits 0,5 Tonnen und eine Transkontinentalflugreise 4,7 Tonnen CO2.
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Frankfurter Rundschau: Reiche verursachen doppelt so viele Emissionen wie arme Haushalte
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Mehr Arbeit bei weniger Arbeitszeit
Die durchschnittliche Anzahl der Arbeitsstunden hat in der Bundesrepublik insgesamt abgenommen. Gleichzeitig erreichte das Arbeitsvolumen im Jahr 2023 ein Rekordhoch, verglichen mit den Werten seit 1991. Dies haben Forschende des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) in Berlin ermittelt. „Das Gesamtarbeitsvolumen ist vor allem gestiegen, weil immer mehr Frauen erwerbstätig sind“, sagt Studienautor Mattis Beckmannshagen. Dabei werde das Arbeitsmarktpotenzial von Frauen jedoch nicht genug ausgeschöpft. Die Studie zeigt nämlich: Immer noch leisten Frauen im Durchschnitt deutlich mehr Sorgearbeit als Männer und arbeiten weniger Stunden in einem Beruf.
Mögliche Gegenmaßnahmen könnten Reformen der Lohnsteuerklassen und des Ehegattensplittings sein, so die Studienautoren.
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DIE ZEIT: In Deutschland wird so viel gearbeitet wie noch nie
Süddeutsche Zeitung: So viel arbeiten die Deutschen wirklich (für Abonnentinnen und Abonnenten)
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Die Auswirkungen familiärer Brüche
Wenn sie nicht mehr mit beiden Elternteilen zusammenleben, erzielen Kinder sowohl am Ende der Grundschule als auch in der Sekundarstufe I schlechtere Ergebnisse in Mathematik und Lesen. Das zeigen Auswertungen der Studie „Leben in Deutschland“. Der Blick auf den gesamten Lebensverlauf unter Einbeziehung der Fähigkeiten der Kinder vor der Änderung der Familienkonstellation zeigt, dass dabei die ungleiche Verteilung finanzieller Ressourcen eine Rolle spielt. Um die Bildungslücke zu schließen, so die Forschenden, könnte eine stärkere Unterstützung des Familieneinkommens erwogen werden, insbesondere in familiären Übergangsphasen.
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Welche Unterstützung brauchen Geflüchtete?
Geflüchtete, die seit 2013 nach Deutschland gekommen sind, haben grundsätzlich einen hohen Bedarf an Unterstützungsangeboten, besonders bei der Gesundheitsversorgung und dem Spracherwerb. Dies zeigt die Auswertung der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP).
Ob entsprechende Angebote allerdings wahrgenommen werden, hängt nicht allein davon ab, ob sie existieren oder nicht. Vielmehr gibt es zahlreiche Hindernisse: Vielen Geflüchteten fehlen Informationen über die Angebote. Neben Sprachbarrieren können zudem auch die fehlende Kenntnis sozialer Normen sowie Diskriminierung und Stigmatisierung im Weg stehen. Und: Je höher der Bildungsabschluss ist und je mehr Arbeitserfahrung jemand bereits in seinem Heimatland gewonnen hat, desto eher nutzt er oder sie die bestehenden Hilfsangebote.
Vor allem Unterstützung bei der Arbeits- und Bildungssuche sowie bei Asylfragen wird oft nicht in Anspruch genommen. Viele Angebote stehen darüber hinaus nur Geflüchteten mit einer „positiven Bleibeperspektive“ offen, weswegen Geduldete und Personen in einem laufenden Asylverfahren seltener Hilfe erhalten. Studienautorin Ellen Heidinger rät: „Sprach- und kultursensible Angebote müssen ausgebaut werden, um allen Personengruppen Zugang zu gewähren.“Weitere Informationen
ZEIT Online: Integration: Asylbewerber und Flüchtlinge wollen mehr Hilfe
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Kurzarbeit während der Pandemie
Welche Auswirkungen hatte die Kurzarbeit während der Corona-Pandemie auf die Beschäftigten? Eine Untersuchung kommt zu einem eindeutigen Urteil: Kurzarbeit war ein „wirksames Instrument, um die Folgen des Wirtschaftseinbruchs auf dem Arbeitsmarkt einzudämmen“, so Clara Schäper, eine der Autorinnen der vorliegenden Studie. Zusammen mit Katharina Wrohlich wertete sie hierfür Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) aus.
Zwischen März 2020 und März 2021 befanden sich durchschnittlich 3,6 Millionen Beschäftigte pro Monat in Kurzarbeit. Eine repräsentative Befragung ergab, dass Frauen häufiger in Kurzarbeit geschickt wurden als Männer. Insgesamt verstärkte sich die Ungleichheit auf dem Arbeitsmarkt jedoch nicht. Wer im Jahr 2020 in Kurzarbeit war, geriet im darauffolgenden Jahr im Schnitt nicht häufiger in die Arbeitslosigkeit als nicht von Kurzarbeit betroffene Beschäftigte – egal ob Männer oder Frauen.
Menschen ohne Zugang zu Kurzarbeit, insbesondere Minijobber*innen und Selbstständige, waren mitunter sehr stark von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie betroffen.Weitere Informationen
Süddeutsche Zeitung: Kurzarbeit schadet der Karriere nicht (für Abonnentinnen und Abonnenten)
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Infektionsrisiko für alle Bevölkerungsgruppen mindern
Forschende haben herausgefunden, dass sich Menschen mit sozio-ökonomischen Benachteiligungen häufiger mit dem Coronavirus angesteckt haben. Aber gilt dies auch, wenn sie im Homeoffice arbeiten? Der Forscher Markus M. Grabka und Kollegen vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) analysierten hierzu Daten einer Befragung, die mit dem Robert Koch-Institut durchgeführt wurde. Sie vergleichen exemplarisch das Infektionsrisiko von Menschen in Deutschland mit niedrigerem und höherem Bildungsgrad, die zuhause arbeiten. Das Ergebnis: Im Homeoffice sinkt das Infektionsrisiko besonders stark für Menschen mit niedrigerem Bildungsgrad – laut den Forschenden eine wichtige Erkenntnis für die künftige Pandemievorsorge.
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Der Einsamkeit auf den Grund gehen
Vor der Pandemie waren 14 Prozent der Bevölkerung zumindest manchmal einsam – im Jahr 2021 waren es bereits 42 Prozent. Vor der Corona-Pandemie betraf Einsamkeit vor allem Menschen über 75 Jahren sowie Frauen, Menschen mit niedrigem Einkommen und niedrigem Bildungsstatus, Menschen mit Migrationshintergrund und nicht Erwerbstätige. Im Zuge der Pandemie fühlten sich nun vermehrt jüngere Menschen und Paare mit Kindern einsam. Soziale Unterschiede wie zum Beispiel das Einkommen spielten weniger eine Rolle für die Erfahrung von Einsamkeit als zuvor.
„Leben in Deutschland“ liefert die Daten für eine breit angelegte Initiative der Bundesregierung, die so genannte „Strategie gegen Einsamkeit“. Ziel der Strategie ist es, das Wissen über Einsamkeit zu vertiefen, aber auch für Vorbeugung und Linderung zu sorgen. Einsamkeit geht nämlich mit hohen gesundheitlichen Risiken einher: Hält sie über einen längeren Zeitraum an, begünstigt sie sowohl psychische als auch physische Erkrankungen. Sie sorgt für eine geringere Lebenszufriedenheit und ein geringeres allgemeines Wohlbefinden. Menschen, die unter Einsamkeit leiden, haben häufiger Depressionen, Schlafprobleme und ein höheres Risiko, an koronaren Herzerkrankungen, Schlaganfällen oder Herzinfarkten zu erkranken.
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Kompetenznetzwerk Einsamkeit: Epidemiologie von Einsamkeit in Deutschland (pdf)
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: Wissen zu Einsamkeit vertiefen
National Geographic: Die Vermessung der deutschen Einsamkeit
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Erwerbstätigkeit unter Geflüchteten steigt
Auf Basis der Daten von „Leben in Deutschland“ wird regelmäßig die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt untersucht. Zuletzt wurden in einer Studie diejenigen Menschen genauer betrachtet, die zwischen 2013 und 2020 nach Deutschland gekommen waren. Das Ergebnis: Bis zum Jahr 2020 war der Anteil der Erwerbstätigen stark angestiegen – bei Männern auf 55 Prozent und bei Frauen auf 17 Prozent.
Zudem erhöhte sich der Anteil derer, die als Fachkräfte arbeiten, während der Anteil der Beschäftigten in einer Hilfstätigkeit durchschnittlich nach drei Jahren stagnierte. Zunehmend steigen Geflüchtete gleich als Fachkraft ein oder wechseln zu einer Anstellung als Fachkraft.
Große Unterschiede gibt es allerdings noch zwischen den Geschlechtern. Geflüchtete Frauen leisten immer noch viel mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer, was ihren Arbeitsmarkteintritt und ihre Aufstiegschancen beeinträchtigt. Unter Sorgearbeit fallen neben Kinderbetreuung und Hausarbeit auch Reparaturen und Besorgungen. Forschende stellten fest: Sind beide Partner eines Paares mit Fluchthintergrund erwerbstätig, ist die Aufteilung der Sorgearbeit am gerechtesten. Am kleinsten ist der so genannte „Gender Care Gap“ (das heißt die Lücke bei der Sorgearbeit), wenn die Frau eine höhere berufliche Stellung als der Mann einnimmt. Ebenso wird er kleiner, wenn die Frau mindestens so viele Stunden wie ihr Partner arbeitet. „Die Erwerbstätigkeit ist der Motor der Gleichberechtigung“, betont Prof. Dr. Cornelia Kristen, Wissenschaftlerin im Forschungsbereich Migration und Integration am Sozio-oekonomischen Panel und Professorin an der Universität Bamberg.
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SPIEGEL Online: Immer mehr Geflüchtete arbeiten
Süddeutsche Zeitung: Viele Unternehmen erkennen oft nicht die Fähigkeiten, die zugewanderte Menschen mitbringen (für Abonnentinnen und Abonnenten)
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Einbürgerungsabsichten von Geflüchteten
Personen mit ausländischer Staatsangehörigkeit haben die Möglichkeit, sich einbürgern zu lassen und somit deutsche Staatsbürgerinnen und Staatsbürger zu werden. Wer sich schon länger in Deutschland aufhält und einige weitere Voraussetzungen erfüllt, kann einen Antrag stellen.
Viele der Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland eingereist waren, wollten sich im Jahr 2021 einbürgern lassen. Sechs Prozent hatten zu diesem Zeitpunkt bereits einen Einbürgerungsantrag gestellt. Von denjenigen, die noch keinen Antrag gestellt hatten, konnten 92 Prozent sich vorstellen, dies in Zukunft zu tun. 64 Prozent der Geflüchteten mit Einbürgerungsabsichten hatten sich bereits über den Prozess informiert. Am häufigsten wurden das Internet und Freunde als Informationsquellen genutzt, gefolgt von Integrationskursen, den zuständigen Einwanderungsbehörden und speziellen Beratungsstellen.
Mit der deutschen Staatsbürgerschaft erhalten Personen auch das allgemeine Wahlrecht, das heißt sie dürfen bei Kommunal-, Bezirks-, Land- und Bundestagswahlen wählen. Daneben verbessern sich unter Umständen der Zugang zu bestimmten Berufen oder die visafreien Reisemöglichkeiten ins Ausland.
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Aufwärtstrend bei psychischer Gesundheit
Zwischen 2002 und 2020 hat sich die psychische Gesundheit der Menschen in Deutschland grundsätzlich positiv entwickelt. Sie verbesserte sich ähnlich wie Deutschlands Wirtschaftsleistung, erlitt allerdings während der Finanzkrise 2009 und im ersten Coronajahr deutliche Einbrüche. Fürchten die Menschen den Verlust ihres Arbeitsplatzes oder eine Wirtschaftskrise, geht es ihnen nachweislich schlechter.
Auch soziale Ungleichheiten spielen eine große Rolle: So war die psychische Gesundheit von Frauen durchweg schlechter als die von Männern. Akademikerinnen und Akademikern ging es besser als Menschen ohne Hochschulabschluss und Menschen ohne Migrationshintergrund etwas besser als solchen mit Migrationshintergrund.
„Dies müssen Politiker und Politikerinnen stärker in ihren Entscheidungen berücksichtigen. Denn die Kosten schlechter psychischer Gesundheit sind enorm und werden weithin unterschätzt“, so Dr. Daniel Graeber, Studienautor vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP)
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DIE ZEIT: „Menschen überschätzen, wie glücklich Reichtum macht“ (Interview mit Daniel Graeber) (für Abonnentinnen und Abonnenten)
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Erwerbstätigkeit von Geflüchteten aus der Ukraine
Ein zunehmender Anteil der Geflüchteten aus der Ukraine nimmt in Deutschland eine Erwerbstätigkeit auf: Unter denjenigen, die seit mindestens einem Jahr in Deutschland leben, liegt die Erwerbstätigenquote bei 28 Prozent. Bis zu acht Monate nach Ankunft in Deutschland beträgt sie hingegen lediglich 19 Prozent. Allerdings gibt es hierbei aktuell erhebliche Unterschiede zwischen Müttern und Vätern: Besonders Mütter von sehr jungen Kindern sind seltener erwerbstätig als die Väter.
In vielen Fällen werden Deutschkenntnisse benötigt, bevor eine Erwerbstätigkeit aufgenommen werden kann. Daher spielen gerade kurz nach der Ankunft vor allem Deutschkurse eine große Rolle. Insgesamt 62 Prozent der nicht erwerbstätigen Geflüchteten befanden sich Anfang des Jahres 2023 in Sprachmaßnahmen.
Um sowohl Müttern als auch Vätern eine Arbeitsaufnahme oder die Teilnahme an einem Sprachkurs zu ermöglichen, wird es in Zukunft besonders wichtig sein, dass genügend Betreuungsplätze für Kinder zur Verfügung gestellt werden.
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tagesschau.de: Hälfte der ukrainischen Flüchtlinge überqualifiziert
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Lokale Unterkünfte für Geflüchtete
Im Zuge der starken Fluchtbewegungen nach Europa im Jahr 2015 und darüber hinaus ist der Bedarf an Unterkünften für Geflüchtete stetig gewachsen. Häufig kommt es regional zu Protesten, wenn neue Unterkünfte eröffnet werden sollen. Forschende untersuchten daher, welchen Einfluss die räumliche Nähe einer Unterkunft auf die Einstellungen der Menschen zu Geflüchteten hat.
Dazu werteten sie Daten der Studie „Leben in Deutschland“ aus und nahmen Menschen in den Blick, die in einem Radius von 20 Kilometern zu einer Einrichtung leben. Das Resultat: Es gibt kaum Hinweise darauf, dass eine nahegelegene Unterkunft die Einstellungen gegenüber Geflüchteten beeinflusst. Tatsächlich, so die Forschenden, bleiben die Einstellungen der Menschen über einen längeren Zeitraum recht stabil. Vieles deute darauf hin, dass negative Einstellungen am ehesten von einer allgemeinen Sorge um das persönlich empfundene Wohlergehen der Gesellschaft getrieben sind. Das Vorhandensein von Unterkünften für Geflüchtete in der näheren Umgebung dagegen ist nicht ausschlaggebend.Weitere Informationen
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CC-BY-SA 4.0 International Andreas Schwarzkopf @ commons.wikimedia.org
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Bildungsbeteiligung Geflüchteter in Deutschland
In Deutschland absolvierte Aus- und Weiterbildungen können Geflüchteten dabei helfen, erfolgreich in den deutschen Arbeitsmarkt einzusteigen. Daher ergreift eine zunehmende Zahl der erwachsenen Geflüchteten diese Chance: Seit der Ankunft in Deutschland hat ein großer Teil bereits eine Bildungseinrichtung besucht oder sich beruflich weiter qualifiziert. So haben 33 Prozent der Geflüchteten innerhalb der ersten sechs Jahre in Deutschland eine schulische oder berufliche Ausbildung absolviert. Besonders häufig entscheiden sich Geflüchtete dabei für eine Ausbildung, eine Lehre oder eine allgemeinbildende Schule.
Diese Investition zahlt sich aus: Nach sieben Jahren in Deutschland haben 62 Prozent der erwerbsfähigen Geflüchteten einen Job gefunden. Die Teilnahme an schulischer oder hochschulischer Bildung erhöht außerdem die Chancen auf einen Job mit guter Bezahlung und ermöglicht berufliche Weiterentwicklung.
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tagesschau.de: Über die Hälfte der 2015 Geflüchteten erwerbstätig
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Geflüchtete aus der Ukraine
Seit Sommer 2022 werden mehrere Tausend geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer nach ihren Lebensbedingungen in Deutschland befragt. Anfang 2023 gaben 44 Prozent von ihnen an, längerfristig in Deutschland bleiben zu wollen, das heißt für einige Jahre oder für immer.
Welche Faktoren spielen hierfür eine Rolle? Besonders hoch war die Absicht zu bleiben zuletzt bei Menschen, die auf (Aus-)Bildungssuche sind, gute Deutschkenntnisse haben oder sich hierzulande willkommen fühlen. Neben der sozialen Integration ist häufig auch die Situation in Familie und Partnerschaft ausschlaggebend. So erwägen Singles eher, sich langfristig in Deutschland niederzulassen als Menschen, deren Partnerinnen oder Partner im Ausland leben. Frauen sind im Durchschnitt etwas weniger an einem dauerhaften Leben in Deutschland interessiert als Männer.
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tagesschau.de: Knapp die Hälfte der Ukraine-Flüchtlinge will bleiben
FAZ.net: Viele ukrainische Geflüchtete wollen in Deutschland bleiben (Video)
Deutsche Welle: Ukraine’s war refugees feel increasingly at home in Germany
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Bessere Erwerbschancen
Geflüchtete Frauen haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt deutlich schwerer als geflüchtete Männer – allerdings haben sich ihre Chancen im Laufe der Jahre verbessert. Das zeigt eine neue Auswertung der Studie „Leben in Deutschland“, für die Schutzsuchende befragt wurden, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind.
Demnach ist die Erwerbstätigkeit von geflüchteten Frauen zwar gestiegen, aber im Vergleich zu Männern nach wie vor gering. Während 2017 fünf Prozent der befragten erwerbsfähigen Frauen angaben, einen Job zu haben, waren es 2020 knapp 13 Prozent. „Ausgebremst werden die Frauen durch mehrere Faktoren“, sagt die SOEP-Migrationsexpertin Adriana Cardozo, die die Daten ausgewertet hat. So fehle es an Bildung und Sprachkenntnissen. Und auch traditionelle Geschlechterrollen spielten eine Rolle.
Ermutigend ist jedoch, dass sich die Zahl von jungen Frauen, die an Bildungsprogrammen teilnehmen, über die Jahre mehr als verdreifacht hat. Auch die Zahl der Frauen mit mittleren und guten Sprachkenntnissen wächst stetig.
„Frauen mit Fluchterfahrung können einen Beitrag dazu leisten, den Arbeitskräftemangel in Deutschland auszugleichen“, betont Adriana Cardozo. Voraussetzung sei der Ausbau von Integrations- und Sprachprogrammen. Diese sollten noch besser auf die Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten sein, indem zum Beispiel Betreuungsmöglichkeiten für Kinder angeboten werden.
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Handelsblatt: Untersuchung: Fortschritte bei Arbeitsmarkt-Chancen geflüchteter Frauen
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Migration und Covid-19
Bis Ende Oktober 2021 hatten sich in Deutschland nachweislich über vier Millionen Men-schen mit Corona angesteckt. Um mögliche Unterschiede bei Infektionen und Impfungen zwischen Menschen mit und Menschen ohne Migrationserfahrung untersuchen zu können, wurde die Antikörper-Studie „Corona-Monitoring bundesweit“ (RKI-SOEP-2) durchgeführt. Alle Teilnehmenden der Befragung „Leben in Deutschland“ 2021 waren eingeladen, sich an der Antikörper-Studie zu beteiligen.
Zum Zeitpunkt der Befragung im Oktober 2021 waren die meisten Menschen in Deutschland durch Impfungen und/oder Infektionen schon mindestens zwei Mal mit dem Spikeprotein des Corona-Virus in Berührung gekommen, waren also bereits grundimmunisiert. Dabei war der Anteil derjenigen, die bereits mindestens zweimal mit dem Virus in Berührung gekommen waren, bei den Personen ohne Migrationserfahrung höher als bei den Personen mit Migrationserfahrung (90 gegenüber 82 Prozent). Dieser Unterschied ist auf die höhere Impfquote bei Personen ohne Migrationserfahrung zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Personen mit Migrationserfahrung bereits doppelt so häufig an Corona erkrankt waren als Personen ohne Migrationserfahrung (8 gegenüber 4 Prozent).
Die beiden Forschenden Dr. Manuel Siegert (BAMF-FZ) und Laura Goßner (IAB) zeigen in ihrem Forschungsbericht, dass der Unterschied bei der Infektionshäufigkeit nicht auf die Migrationserfahrung an sich zurückzuführen ist, sondern auf die unterschiedlichen Lebensumstände, wie die Wohn-, berufliche und familiäre Situation. Deshalb empfehlen die Forschenden, beim Erlassen von Schutzmaßnahmen und Gesundheitskampagnen die jeweiligen Lebensumstände der zu schützenden Personengruppe zu berücksichtigen.
Die RKI-SOEP-2-Studie wurde gemeinsam vom Robert Koch-Institut (RKI), dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt.
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Starke Nachwirkungen von Arbeitslosigkeit
Sind die Eltern arbeitslos, stellt dies eine große finanzielle, soziale und psychische Belastung für die gesamte Familie dar. Bemerkenswert ist jedoch, wie lange und wie stark Kinder die Auswirkungen der Arbeitslosigkeit zu spüren bekommen. Eine Auswertung von Studiendaten zeigt: Ist zum Beispiel der Vater von Kindern zwischen 6 und 9 Jahren arbeitslos, beenden diese später die Schule 30 Prozent seltener mit (Fach-)Abitur. Ebenso wird ein Studienabschluss unwahrscheinlicher.
Obwohl zwischen dem Grundschulalter und dem letzten Schulabschluss viele Jahre liegen, wird der Bildungsweg der Kinder durch die Arbeitslosigkeit der Eltern nachhaltig beeinflusst. „Es liegt deshalb nahe, dass die generationsübergreifenden Folgen von Arbeitslosigkeit langanhaltend sind, sich über die Jahre verstärken und damit bis ins Erwachsenenalter hinein fortbestehen“, so Prof. Dr. Felix Weinhardt vom DIW Berlin, „Kinder müssen mehr Unterstützung erfahren, um längerfristige Effekte der Arbeitslosigkeit von Eltern zu vermeiden.“ Noch ist der Bildungserfolg in Deutschland jedoch stark vom Elternhaus abhängig.
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