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Bessere Erwerbschancen
Geflüchtete Frauen haben es auf dem deutschen Arbeitsmarkt deutlich schwerer als geflüchtete Männer – allerdings haben sich ihre Chancen im Laufe der Jahre verbessert. Das zeigt eine neue Auswertung der Studie „Leben in Deutschland“, für die Schutzsuchende befragt wurden, die zwischen 2013 und 2019 nach Deutschland gekommen sind.
Demnach ist die Erwerbstätigkeit von geflüchteten Frauen zwar gestiegen, aber im Vergleich zu Männern nach wie vor gering. Während 2017 fünf Prozent der befragten erwerbsfähigen Frauen angaben, einen Job zu haben, waren es 2020 knapp 13 Prozent. „Ausgebremst werden die Frauen durch mehrere Faktoren“, sagt die SOEP-Migrationsexpertin Adriana Cardozo, die die Daten ausgewertet hat. So fehle es an Bildung und Sprachkenntnissen. Und auch traditionelle Geschlechterrollen spielten eine Rolle.
Ermutigend ist jedoch, dass sich die Zahl von jungen Frauen, die an Bildungsprogrammen teilnehmen, über die Jahre mehr als verdreifacht hat. Auch die Zahl der Frauen mit mittleren und guten Sprachkenntnissen wächst stetig.
„Frauen mit Fluchterfahrung können einen Beitrag dazu leisten, den Arbeitskräftemangel in Deutschland auszugleichen“, betont Adriana Cardozo. Voraussetzung sei der Ausbau von Integrations- und Sprachprogrammen. Diese sollten noch besser auf die Bedürfnisse der Frauen zugeschnitten sein, indem zum Beispiel Betreuungsmöglichkeiten für Kinder angeboten werden.
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Handelsblatt: Untersuchung: Fortschritte bei Arbeitsmarkt-Chancen geflüchteter Frauen
DIW Berlin: Langsam, aber stetig: Erwerbschancen geflüchteter Frauen verbessern sich
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Migration und Covid-19
Bis Ende Oktober 2021 hatten sich in Deutschland nachweislich über vier Millionen Men-schen mit Corona angesteckt. Um mögliche Unterschiede bei Infektionen und Impfungen zwischen Menschen mit und Menschen ohne Migrationserfahrung untersuchen zu können, wurde die Antikörper-Studie „Corona-Monitoring bundesweit“ (RKI-SOEP-2) durchgeführt. Alle Teilnehmenden der Befragung „Leben in Deutschland“ 2021 waren eingeladen, sich an der Antikörper-Studie zu beteiligen.
Zum Zeitpunkt der Befragung im Oktober 2021 waren die meisten Menschen in Deutschland durch Impfungen und/oder Infektionen schon mindestens zwei Mal mit dem Spikeprotein des Corona-Virus in Berührung gekommen, waren also bereits grundimmunisiert. Dabei war der Anteil derjenigen, die bereits mindestens zweimal mit dem Virus in Berührung gekommen waren, bei den Personen ohne Migrationserfahrung höher als bei den Personen mit Migrati-onserfahrung (90 gegenüber 82 Prozent). Dieser Unterschied ist auf die höhere Impfquote bei Personen ohne Migrationserfahrung zurückzuführen. Hinzu kommt, dass Personen mit Migrationserfahrung bereits doppelt so häufig an Corona erkrankt waren als Personen ohne Migrationserfahrung (8 gegenüber 4 Prozent).
Die beiden Forschenden Dr. Manuel Siegert (BAMF-FZ) und Laura Goßner (IAB) zeigen in ihrem Forschungsbericht, dass der Unterschied bei der Infektionshäufigkeit nicht auf die Migrationserfahrung an sich zurückzuführen ist, sondern auf die unterschiedlichen Lebens-umstände, wie die Wohn-, berufliche und familiäre Situation. Deshalb empfehlen die For-schenden, beim Erlassen von Schutzmaßnahmen und Gesundheitskampagnen die jeweiligen Lebensumstände der zu schützenden Personengruppe zu berücksichtigen.
Die RKI-SOEP-2-Studie wurde gemeinsam vom Robert Koch-Institut (RKI), dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), dem Forschungszentrum des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt.
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Gender Care Gap
Kinder betreuen, den Haushalt machen, Angehörige pflegen – noch immer sind diese Aufgaben vor allem Frauensache. In Deutschland leisten Frauen etwa eineinhalbmal so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, wie eine neue Auswertung der Studie „Leben in Deutschland“ zeigt.
Im Alter zwischen 35 und 39 Jahren übernehmen Frauen sogar mehr als doppelt so viel Sorgearbeit. Und das wirkt sich auch auf ihre Lohneinkünfte aus. „Obwohl sich die Belastung mit Sorgearbeit ab 40 Jahren wieder etwas angleicht, hat der so genannte Gender Care Gap einen langfristigen Effekt auf die ungleiche Verteilung der Lohneinkünfte“, sagt die DIW-Forscherin Clara Schäper, die an der Analyse mitgearbeitet hat. Tatsächlich erhalten Frauen hierzulande noch immer einen im Durchschnitt um 18 Prozent geringeren Stundenlohn als Männer.
Vor allem für die Betreuung von Kindern wenden Frauen mehr Zeit auf als Männer. So kümmern sich Frauen mittleren Alters pro Tag rund vier Stunden mehr um den Nachwuchs. Im Bereich der Hausarbeit ist der Unterschied mit rund einer Stunde geringer, wird dafür allerdings mit zunehmendem Alter größer. Im höheren Alter nimmt die Zeit für Pflege von Angehörigen etwas zu, bleibt aber insgesamt auf deutlich niedrigerem Niveau als Hausarbeit und Kinderbetreuung.
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Tagesspiegel: Kinderbetreuung, Hausarbeit und Pflege: Sorgearbeit ist weiterhin Frauensache
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Ein Jahr nach Kriegsbeginn
Wie geht es den Ukrainern und Ukrainerinnen, die seit Kriegsbeginn nach Deutschland geflüchtet sind? Antworten gibt eine repräsentative Befragung, die im Rahmen von „Leben in Deutschland“ durchgeführt wurde. Demnach haben vor allem jüngere Frauen sowie Mütter mit Kindern und Jugendlichen Schutz in Deutschland gefunden. Die meisten Geflüchteten verfügen über ein hohes Bildungsniveau: 72 Prozent der Erwachsenen haben einen tertiären, meist akademischen Bildungsabschluss. 17 Prozent gehen einer Arbeit nach. Und ein hoher Anteil (knapp 80 Prozent) plant, in Deutschland eine Erwerbstätigkeit aufzunehmen.
Die Forschenden sehen diese Entwicklungen als positives Zeichen. Nichtsdestoweniger bestünden weiterhin große Herausforderungen. Zum Beispiel sei das psychische Wohlbefinden, insbesondere das der Kinder und Jugendlichen, im Vergleich zu anderen Gleichaltrigen in Deutschland geringer. „Wir müssen ukrainischen Geflüchteten ausreichend psychosoziale Beratung und Versorgung zur Verfügung stellen“, sagt Sabine Zinn, Vize-Direktorin des SOEP. Die Befragung ist ein gemeinsames Projekt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF-FZ) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin.
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DIW Berlin: Wie es den Geflüchteten aus der Ukraine in Deutschland geht
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Frauen in Führung
Nach wie vor ist nur jeder siebte Vorstand in Deutschlands großen Konzernen eine Frau. Die gute Nachricht ist: Die Frauen holen auf und werden mittlerweile mindestens genauso oft in Führungspositionen befördert wie Männer – wenn sie in Vollzeit arbeiten. In manchen Betrieben haben sie sogar noch bessere Aufstiegschancen als ihre männlichen Kollegen. Das zeigt eine Sonderauswertung der Studie „Leben in Deutschland“, die die Berliner Soziologin Katja Schmidt durchgeführt hat.
Demnach werden Frauen im Vergleich zu früher immer häufiger befördert, Männer immer seltener. Betrachtet man nur die Beschäftigten, die in Vollzeit arbeiten, dann sind Männer und Frauen inzwischen praktisch gleichauf: Bei beiden Geschlechtern beträgt der Anteil der Führungskräfte an den Vollzeitbeschäftigten um die 7 Prozent, zumindest nach den jüngsten Daten aus dem Jahr 2020. „Allerdings arbeiten Frauen deutlich seltener in Vollzeit als Männer, was ihre Chancen auf Führungspositionen insgesamt wieder verringert“, gibt die Soziologin Katja Schmidt zu bedenken.
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Frohes Neues Jahr
Viele Menschen starten mit guten Vorsätzen ins Jahr 2023. Sie wollen sich künftig gesünder ernähren, Sport treiben und mehr Zeit mit der Familie verbringen. Und natürlich sind auch die Klassiker „Abnehmen“ und „mit dem Rauchen aufhören“ dabei. Aber welche Vorsätze sollte man am ehesten umsetzen, um tatsächlich ein möglichst „Frohes Neues“ zu erleben? Antworten gibt eine Sonderauswertung des SKL-Glücksatlas, für die Forschende der Universität Freiburg unter anderem Daten der Studie „Leben in Deutschland“ herangezogen haben.
Demnach bringt eine gesunde Ernährung am meisten Lebenszufriedenheit. Wenn wir im neuen Jahr stark auf unsere Ernährung achten und dies vorher gar nicht getan hatten, erhöht sich die Lebenszufriedenheit auf der Skala zwischen 0 und 10 um 0,15 Punkte. An zweiter Stelle steht weniger fern zu sehen. Wer statt täglich nur noch ein- oder zweimal pro Woche den Fernseher anschaltet, ist um 0,11 Punkte glücklicher. Mehr Sport bringt im Vergleich zu gar keinem Sport immerhin 0,09 Glückspunkte. Abnehmen allerdings sorgt nur dann für ein stärkeres Wohlbefinden, wenn man gleichzeitig an gesundem Essen oder Sport Gefallen findet. Und auch wer mit dem Rauchen aufhört, wird dadurch noch nicht automatisch viel glücklicher.
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Studie: Ernährungsumstellung nach Neujahrsvorsatz macht besonders zufrieden
Welche guten Vorsätze glücklich machen
Alle Ergebnisse in der Übersicht
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Geflüchtete aus der Ukraine fühlen sich in Deutschland willkommen
Seit dem 24. Februar 2022 sind allein nach Deutschland mehr als eine Million Menschen aus der Ukraine geflohen. Viele von ihnen nehmen inzwischen aktiv am Leben hierzulande teil. Das zeigt die erste repräsentative Befragung über die Lebenssituation von nach Deutschland geflohenen Ukrainerinnen und Ukrainern, die im Rahmen der Studie „Leben in Deutschland“ erfolgt ist. Demnach sind 17 Prozent der Geflüchteten bereits erwerbstätig, die Hälfte besucht einen Sprachkurs und 60 Prozent leben in einer eigenen Wohnung. Die geflüchteten Kinder besuchen Schulen und einige auch Kitas. Während die meisten ukrainischen Geflüchteten planen, nur zeitlich begrenzt in Deutschland zu bleiben, möchte ein Viertel dauerhaft hier leben.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten (76 Prozent) fühlte sich bei ihrer Ankunft „voll und ganz“ oder „überwiegend“ willkommen in Deutschland. Die Bleibeabsichten sind dagegen sehr unterschiedlich: 34 Prozent wollen nach Kriegsende Deutschland verlassen, 26 Prozent für immer und 13 Prozent für mehrere Jahre oder kürzer in Deutschland bleiben, 27 Prozent können noch keine Aussage treffen. „Viele Geflüchtete sind sich derzeit noch unsicher, ob sie dauerhaft in Deutschland leben möchten“, sagt Prof. Dr. Sabine Zinn, Vize-Direktorin des SOEP, die an der Studie mitgearbeitet hat. „Wir gehen jedoch davon aus, dass die Zahl derer, die bleiben wollen ansteigt, wenn der Krieg noch lange andauert.“
Die Befragung ist ein gemeinsames Projekt des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin.
Weitere Informationen
Zeit Online: Jeder vierte Ukraine-Flüchtling will dauerhaft in Deutschland bleiben
FAZ: Die meisten fühlen sich willkommen
DIW Berlin: Ukrainische Geflüchtete bringen gute Voraussetzungen für die Teilhabe in Deutschland mit
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Gute Sprachkenntnisse hängen auch von der Persönlichkeit ab
Geflüchtete haben oft keinen einfachen Start in ihr neues Leben – auch weil ihnen die Sprachkenntnisse fehlen. Wie gut und schnell sie die Sprache ihrer neuen Heimat erwerben können, hängt auch von ihrer Persönlichkeit ab. Das zeigen Daten der Studie „Leben in Deutschland“, die Yuliya Kosyakova vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und Marie-Christine Laible vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) ausgewertet haben.
Demnach tragen Persönlichkeitsmerkmale wie Offenheit für neue Erfahrung, Gewissenhaftigkeit, Risikofreude, Kontrollüberzeugung, aber auch Resilienz dazu bei, dass Menschen gute Sprachkenntnisse erlangen. Wenn jemand hingegen besonders verträglich oder neurotisch ist, hat das kaum einen Einfluss. Persönlichkeitsmerkmale seien vor allem dann relevant, wenn es um die Kommunikationsfähigkeit gehe, schreiben die Forscherinnen. Das sei weniger der Fall, wenn es um die Schreib- und Lesefähigkeit gehe.Weitere Informationen
Kosyakova, Y., & Laible, M.-C. (2022). Importance of Personality Traits for Destination-Language Acquisition: Evidence for Refugees in Germany. International Migration Review, 0(0). https://doi.org/10.1177/01979183221132538
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Vor allem Familien mit Kindern gehen zur Tafel
Etwa 960 Tafeln versorgen derzeit Menschen in Deutschland mit Lebensmitteln, die nicht mehr verkauft werden können. Rund eine Millionen Personen nutzen täglich das Angebot, etwa ein Viertel von ihnen sind Kinder. Das zeigt die erste repräsentative Auswertung zu den Tafeln, die mit Hilfe von Daten aus der Studie „Leben in Deutschland“ möglich wurde. Demnach lebten 2020 drei Viertel der Tafelbesucher und -besucherinnen von der Grundsicherung. Viele waren von Armut bedroht und gesundheitlich beeinträchtigt. Besonders häufig gingen Alleinerziehende und Paare mit Kindern zur Tafel. Da derzeit viele Menschen aus der Ukraine nach Deutschland flüchten und gleichzeitig die Lebensmittelpreise steigen, herrscht derzeit noch mehr Andrang an den Ausgabestellen. „Die Tafeln können aber kein Ersatz sein für staatliche Sozialleistungen“, mahnt Studienautor Markus Grabka vom Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) am DIW Berlin.
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ZEIT online: Die Zahl der Bedürftigen bei den Tafeln steigt
DIW: Tafeln in Deutschland: Rund 1,1 Millionen NutzerInnen im Jahr 2020, vor allem Alleinerziehende
Alle Ergebnisse in der Übersicht
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Woran wir wachsen
Die Hochzeit, Die Geburt des ersten Kindes, der erste Job: Viele glauben, dass solch einschneidenden Ereignisse unsere Persönlichkeit stark prägen oder sogar verändern. Auswertungen der Studie „Leben in Deutschland“ zeigen nun, dass das nur teilweise der Fall ist.
Zum Beispiel macht eine Heirat Menschen lange nicht so glücklich wie man meinen möchte. Denn spätestens nach einem Jahr verpufft der so genannte Honeymoon-Effekt und die Eheleute sind wieder genauso zufrieden oder unzufrieden wie zuvor. Eine Trennung hingegen kann durchaus positive Folgen haben, da ein Beziehungsaus auf lange Sicht robuster macht.
Und das erste Kind stellt zwar das Leben der Eltern auf den Kopf. Aber deren Persönlichkeit verändert sich dadurch kaum. „Tatsächlich lässt uns der erste Jobwechsel mehr reifen als das erste Kind“, sagt Eva Asselmann, Professorin für Differentielle und Persönlichkeitspsychologie an der HMU Health and Medical University in Potsdam, die diese Auswertungen gemacht hat. Mehr dazu lässt sich auch und in ihrem Buch unter dem Titel „Woran wir wachsen“ nachlesen.
Weitere Informationen
Zeit Online: Der erste Job lässt uns mehr reifen als das erste Kind
Buchtipp
Eva Asselmann, Martina Pahr: Woran wir wachsen: Welche Lebensereignisse unsere Persönlichkeit prägen und was uns wirklich weiterbringt. – Die neuesten Erkenntnisse aus der Persönlichkeitspsychologie: Ariston, 2022
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Erwerbstätige Geflüchtete mit Berufsabschluss nehmen häufiger an berufsbegleitenden Sprachkursen teil
Gute Deutschkenntnisse sind ein Schlüsselfaktor für die erfolgreiche und nachhaltige Arbeitsmarktintegration von Geflüchteten. Die Teilnahme von Geflüchteten an Integrations- und Sprachkursen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Im dritten Quartal 2019 hatten bereits über 80 Prozent der Geflüchteten, die zwischen 2013 und 2016 nach Deutschland gekommen sind, an solchen Kursen teilgenommen. Das zeigen Auswertungen mit Daten der Studie „Leben in Deutschland“, bei der Forschende des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht haben, welche Personen während der Erwerbstätigkeit gleichzeitig auch an einem Sprachkurs teilnehmen.
Bisherige Sprachkurse sind meist darauf ausgerichtet, dass der Erwerb von Deutschkenntnissen vor der Aufnahme einer Erwerbstätigkeit stattfindet. Nur die wenigsten Geflüchteten gehen einer Erwerbstätigkeit nach, während sie einen Sprachkurs besuchen. Ihr Anteil an allen Teilnehmenden lag im Schnitt bei 12 Prozent. Die Ergebnisse machen zudem deutlich, dass Geflüchtete mit beruflicher Bildung und Geflüchtete, die in personenbezogenen Dienstleistungsberufen tätig sind, überproportional häufig Sprachkurse in Anspruch nehmen. Das weist auf eine vergleichsweise hohe Notwendigkeit von Deutschkenntnissen in den damit verbundenen Tätigkeiten hin.
Die Forschenden betonen den Stellenwert einer frühzeitigen Verknüpfung von Spracherwerb, Ausbildung und Berufspraxis in Form von berufsbegleitenden Sprachkursen. Insbesondere geflüchtete Frauen, die häufig familiäre Sorgearbeit zu leisten haben, könnten von zeitlich flexiblen Kursangeboten, die während der Arbeitszeit absolviert werden können, aber auch von besserer Kinderbetreuung während der Sprachkurse profitieren.
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Teenager
Wer mit nostalgischem Blick an seine Jugend denkt, erinnert sich vielleicht an eine glückliche Zeit voller neuer Abenteuer, Freunde und Freiheiten. Viele Teenager erleben diese Lebensphase jedoch offenbar ganz anders, wie jetzt eine neue Auswertung der Studie „Leben in Deutschland“ und einer weiteren britischen Langzeitstudie zeigt. Demnach nimmt die Zufriedenheit mit dem eigenen Dasein in keiner anderen Lebensphase so stark ab wie im Alter von 10 bis 14 Jahren. Eine mögliche Ursache dafür sehen die Forschenden um die Psychologin Amy Orben von der University of Cambridge in einer zunehmenden sozialen Unsicherheit oder Ungewissheit während der Pubertät.
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Welt: Wieso die Zufriedenheit im Alter von 10 bis 24 Jahren so niedrig ist
The Royal Society: Trajectories of adolescent life satisfaction
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Enkelbetreuung
Sie spielen mit den Enkeln, helfen bei den Hausaufgaben und übernehmen Besuche beim Kinderarzt – ein Alltag ohne Oma und Opa ist für viele junge Familien undenkbar. Dass daran auch der zunehmende Ausbau der Kita-Betreuung nichts geändert, zeigt eine Untersuchung, für die unter anderem Daten der Studie „Leben in Deutschland“ ausgewertet wurden.
Demnach besuchen zwar neun von zehn Vorschulkindern in Deutschland eine Kita, aber bei jedem zweiten Kind unter sechs Jahren übernehmen zusätzlich die Großeltern die Betreuung. In einer normalen Woche werden zwischen 20 und 40 Prozent der Mädchen und Jungen unter zehn Jahren regelmäßig von den Großeltern beaufsichtigt.
Wenn Oma und Opa mithelfen, unterstützt das vor allem die Mütter. Diese sind dann mit ihrer Kinderbetreuungssituation und der eigenen Freizeit deutlich zufriedener. „Und das wirke sich wiederum positiv auf die Kinder aus“, sagt Katharina Spieß, Direktorin des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB), die die Studie geleitet hat.
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Süddeutsche Zeitung: Nicht ohne Oma und Opa
DIW Berlin: Großeltern bleiben trotz Kita-Ausbaus wichtig für Kinderbetreuung
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Die Deutschkenntnisse der Eltern entscheiden mit über den Schulerfolg der Kinder
Wenn es den Eltern in fremdsprachigen Familien an guten Deutschkenntnisse fehlt, haben die Kinder deutliche Nachteile in der Schule. Wie die Studie „Leben in Deutschland“ zeigt, besuchten im Jahr 2019 nur 15,5 Prozent der 13 bis 15-Jährigen aus solchen Familien ein Gymnasium. Haben die Eltern hingegen gute Deutschkenntnisse, ist die Wahrscheinlichkeit, dass ihre Kinder im Alter zwischen 13 und 15 Jahren ein Gymnasium besuchen, nahezu gleich groß wie in Familien ohne Migrationshintergrund. Das zeigt eine Analyse von Daten der Studie „Leben in Deutschland“, die Wido Geis-Thöne vom IW Köln durchgeführt hat. Er empfiehlt, dass Kinder bereits im frühkindlichen und vorschulischen Bereich an die deutsche Sprache herangeführt werden.
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Geis-Thöne, Wido, 2022, Kinder mit nicht deutschsprechenden Eltern. Eine Analyse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), in: IW-Trends,49. Jg., Nr. 1, S. 111-132
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Chefs und Chefinnen
Chefs und Chefinnen haben oft mehr Einfluss und genießen ein höheres Ansehen, tragen aber auch mehr Verantwortung und stehen öfter unter Stress als die übrige Belegschaft. In ihrer Persönlichkeit unterscheiden sie sich oft schon vor einem Karrieresprung von anderen. Wie genau sich Menschen zu Führungspersönlichkeiten entwickeln, haben die Berliner Psychologinnen Eva Asselmann und Jule Specht mit Hilfe von Daten der Studie „Leben in Deutschland“ herausgefunden.
„Führungspersönlichkeiten werden nicht als solche geboren, sondern sie wachsen Stück für Stück in ihre neue Rolle hinein – und zwar schon lange bevor sie diese überhaupt antreten“, sagt Eva Asselmann. Sie hat mit ihrer Kollegin die Angaben von knapp 2 700 angehenden Führungskräften und 33 700 Berufstätigen ausgewertet, die im Rahmen der Studie „Leben in Deutschland“ befragt wurden.
Dabei zeigte sich, dass Chefinnen und Chefs schon in den Jahren vor dem Sprung in die Führungsetage extrovertierter, offener, emotional stabiler, gewissenhafter und risikobereiter sind. Außerdem glauben sie stärker daran, das eigene Leben beeinflussen zu können, und schenken anderen Menschen mehr Vertrauen.
Nachdem sie eine Führungsrolle übernommen haben, entwickeln sich diese Merkmale wieder zu ihrem Ausgangsniveau zurück. Aber das Selbstwertgefühl der Chefs und Chefinnen nimmt dafür langfristig zu.
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Humboldt-Universität zu Berlin: Zur Führung wird man nicht geboren
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Geflüchtete fühlten sich während der Corona-Pandemie diskriminierter als zuvor
Geflüchtete, die in den Jahren 2013 bis 2016 nach Deutschland gekommen sind, fühlten sich im ersten Jahr der Corona-Pandemie diskriminierter als zuvor. Das war insbesondere bei der Arbeitssuche und in Bildungseinrichtungen der Fall, wie eine Studie von Forschenden des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am DIW Berlin zeigt. Am häufigsten diskriminiert fühlten sich Geflüchtete, die in Ostdeutschland lebten, jünger als 40 Jahre alt waren oder schlechtere Kenntnisse der deutschen Sprache aufwiesen, aber auch erwerbstätige Frauen. In die Studie eingeflossen sind Daten, die im Rahmen von „Leben in Deutschland“ erhoben wurden.
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MiGAZIN: Flüchtlinge fühlten sich in der Corona-Pandemie stark diskriminiert
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Gestiegene Energiepreise
Fast 24 Milliarden Euro nimmt der Bund in die Hand, um die Belastungen der Bevölkerung durch die rasant gestiegenen Strom- und Gaspreise infolge des Ukrainekriegs auszugleichen. Dieses Geld wird unter anderem in höhere Sozialleistungen, eine Spritsteuersenkung und ein stark vergünstigtes ÖPNV-Monatsticket investiert. Doch gleichen diese Maßnahmen die höheren Ausgaben aus?
Wie eine neue Auswertung der Studie „Leben in Deutschland zeigt“, belasten die deutlich gestiegenen Energiepreise insbesondere die ärmeren Haushalte erheblich. Bei den ärmsten zehn Prozent der Bevölkerung werden demnach die Kosten für Strom, Heizung und Sprit in den nächsten zwölf bis 18 Monaten 6,7 Prozent des Nettoeinkommens auffressen. 3,7 Prozent erhalten sie durch die staatlichen Hilfen zurück. Das ergibt ein Minus von immer noch drei Prozentpunkten.
Bei den reichsten zehn Prozent liegt die Belastung durch die Energiepreise bei bloß zwei Prozent. Sie erhalten nur 0,7 Prozent vom Staat zurück – es bleibt also nur eine Belastung von 1,3 Prozentpunkten.
„Es spricht einiges dafür, Besser- und Hochverdienende nicht zu entlasten und mittelfristig die Steuern auf sehr hohe Einkommen und Vermögen anzuheben“, findet der Ökonom Stefan Bach vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, der diese Auswertung gemeinsam mit seinem Kollegen Jakob Knautz gemacht hat.
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DIW Berlin: Hohe Energiepreise: Arme Haushalte trotz Entlastungspaketen am stärksten belastet
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Mentoring-Programme erleichtern den Neustart
So genannte Mentoring-Programme bringen Geflüchtete mit Deutschen zusammen, um sie im Alltag, bei Behördengängen, bei der Suche nach Arbeitsplätzen und Kinderbetreuung zu unterstützen. Eine Gruppe von SOEP-Forschenden hat sich diese Programme genauer angesehen und darüber hinaus Daten aus „Leben in Deutschland“ ausgewertet. Dabei fanden sie heraus, dass Geflüchtete in Mentoring-Programmen häufiger Kontakt zu Deutschen haben und auch öfter an Kultur- und Freizeitaktivitäten teilnehmen. Außerdem sind sie zufriedener mit ihrer Unterkunft als andere. Auch ihre Sprachkenntnisse verbessern sich.
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Jaschke, Philipp, Lea-Maria Löbel, Magdalena Krieger, Nicolas Legewie, Martin Kroh, Jannes Jacobsen & Diana Schacht (2022), 2022-03-22: Mentoring as a grassroots effort for integrating refugees – evidence from a randomised field experiment In: Journal of Ethnic and Migration Studies, Jg. 48, H. 17,S. 4085-4105.
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Welchen Geflüchteten gelingt der Umzug besonders schnell?
Wohnen ist ein zentrales Thema unserer Zeit und auch für Geflüchtete bedeutsam. Schließlich beeinflusst die Wohnumgebung maßgeblich die individuelle Lebensqualität und gesellschaftliche Teilhabe. Wie oft, wohin und warum ziehen Geflüchtete in Deutschland um? Diese und weitere Fragen zum Thema Wohnen von Geflüchteten hat Dr. Kerstin Tanis anhand der Daten der Studie Leben in Deutschland untersucht.
Die Analysen, die insbesondere auf rückblickenden Angaben der Wohnhistorien im Befragungsjahr 2019 basieren, zeigen, dass die Mehrheit der Geflüchteten der Übergang von Gemeinschaftsunterkünften in private Wohnungen gelungen ist. Gerade am Anfang ziehen Geflüchtete vornehmlich aufgrund behördlicher Zuweisung um, mit Anerkennung des Schutzstatus und längerer Aufenthaltsdauer werden die Umzugsgründe jedoch zunehmend individueller. Bei der Betrachtung der Umzugsdistanz wird deutlich, dass Geflüchtete bei Umzügen häufig den Wohnort und nicht nur die Unterkunft wechseln.
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BAMF: Die Wohnhistorie Geflüchteter in Deutschland (Kurzbericht 01|2022 des Forschungszentrums des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge)
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Bessere Stadtluft
In Umweltzonen dürfen nur schadstoffarme Fahrzeuge unterwegs sein. So wird für eine gute Luftqualität und damit auch die Gesundheit der Anwohnerinnen und Anwohner gesorgt. Und dennoch sinkt durch die Einführung solcher Zonen zunächst deren Lebenszufriedenheit. Das zeigt eine Analyse auf Basis der der Studie „Leben in Deutschland“.
„Die Anwohnerinnen und Anwohner brauchen etwa vier bis fünf Jahre, um sich an die Umweltzonen zu gewöhnen“, sagt die DIW-Forscherin Nicole Wägner. Den Grund dafür sieht sie in den Lebensumständen. Denn Menschen, die wegen einer Umweltzone weniger mobil sind oder für den Kauf eines schadstoffarmen Autos tief in die Tasche greifen müssen, fällt es schwerer diese zu akzeptieren.
Vor allem Menschen unter 65 Jahren und Dieselfahrer sind zunächst weniger zufrieden, wenn eine Umweltzone eingeführt wird. „Jüngere Menschen haben ein größeres Mobilitätsbedürfnis und müssen öfter mit dem Auto zur Arbeit fahren. Für Dieselfahrzeuge gelten in Umweltzonen strengere Standards als für Benziner“, erklärt Co-Autor Luis Sarmiento vom Mailänder Forschungsinstitut RFF-CMCC.
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